OneShot (empfohlen von Lynx für meine Steam-Challenge)


OneShot ist ein Puzzle Adventure von Future Cat und wurde ursprünglich mit dem RPG Maker 2003 entwickelt, später dann mit dem RPG Maker XP noch mal neu.

Man spielt Niko, ein Wesen mit Katzenaugen und -ohren, in einer apokalyptischen Welt, die man vor dem Untergang bewahren soll, indem man die Sonne (eine Glühbirne) zur Spitze eines Turms bringt.



OneShot hat eine ganz eigene Atmosphäre. Es spielt in einer trostlosen, unfruchtbaren Welt, die kurz vor dem Untergang steht. Doch es ist fraglich, ob selbst die Rückkehr der Sonne die Welt überhaupt vor ihrem Ende bewahren kann.

Das Spiel beginnt in einer Ödnis, die an den Mond erinnert – dort findet man Minen und ehemalige Industriegebäude vor. Es folgen ein sterbender Wald und eine heruntergekommene Großstadt.



Wie Doki Doki hat auch OneShot einen Meta-Twist: Als Spieler wird man von Anfang an in die Handlung einbezogen. Man selbst ist der Gott dieser Welt, während Niko – ebenfalls nicht aus der Spielwelt stammend – der Heiland ist und als Einziger mit dem Spieler kommunizieren kann.

OneShot ist dabei extrem kreativ, mit dieser Metaebene zu spielen. Es hinterlegt z.B. Dateien auf der Festplatte des Spielers, die man lesen muss. Es verändert manchmal den Desktop-Hintergrund. Manchmal muss man das Fenster des Spiels verschieben oder das Spiel schließen. Am Ende muss man sogar ein vom Spiel bereitgestelltes Programm öffnen und z.T. als Karte über das Spielfenster legen, um Rätsel zu lösen.



Obwohl ich Metanarrativen an sich nicht so viel abgewinnen kann, hat es OneShot sehr schnell geschafft, mich damit abzuholen. Das lag vor allem an der direkten Interaktion von Niko mit mir als Spieler, die mich von Anfang an auch emotional involviert hat. Und seien wir mal ehrlich: Niko ist so lieb und süß und unschuldig, dass man schon ziemlich verbittert sein müsste, um nichts zu spüren :3

Auch auf spielerischer Ebene fand ich die Metaelemente cool. Manchmal stand ich etwas auf dem Schlauch, aber wenn es dann Klick gemacht hat, war ich oft ziemlich beeindruckt. Allein deshalb sollte man das Spiel, denke ich, zuerst in der Urversion auf dem PC spielen, denn mit einem simulierten Dateimanager (den das Remake vermutlich wegen der Konsolenfassung verwendet) geht sicher eine Menge verloren.



Abgesehen davon besteht das Gameplay hauptsächlich daraus, die Umgebung zu erkunden, mit NPCs zu interagieren und verschiedene Items zu nutzen bzw. miteinander zu kombinieren, um kleine Rätsel zu lösen.

Die Nebenfiguren zählen zu den größten Stärken des Spiels, denn OneShot versteht es unheimlich gut, Charme, Absurdität und Groteskheit zu verbinden.

So trifft man Figuren, deren Köpfe beispielsweise Fernseher, Kameras oder Öfen sind. Das Design der Figuren ist sehr kreativ und abwechslungsreich. Es bringt die Andersartigkeit dieser Spielwelt sehr gut zum Ausdruck. Kontrastiert wird das Ganze damit, wie menschlich diese Figuren häufig doch im Kern sind.



Am Ende des ersten Durchgangs von OneShot muss man eine gewichtige Entscheidung treffen: Lässt man Niko nach Hause zurückkehren oder rettet man Welt?

Nach dem Ende lässt sich das Spiel dann nicht mehr öffnen. Es ist wirklich zu Ende.



Erst wenn man eine Datei löscht, lässt es sich wieder starten. Es beginnt von vorne, doch diesmal ist vieles anders. Die Welt ist voller Bugs, die die NPCs verschlingen und Wege unpassierbar machen.

Der Anfang des Spiels ist gleich, doch alles danach folgt einem anderen Weg. Man trifft mehr Figuren, die Wissen, dass die Welt ein Spiel ist, und während alles zugrunde geht, kämpft man sich langsam zur Wurzel des Übels vor: der „Weltmaschine“, einer außer Kontrolle geratenen KI, die eigentlich nur ihre Bestimmung erfüllen wollte.

Der Twist war jetzt keine große Überraschung, aber gut integriert. Das Ende hat mir jedenfalls gut gefallen – vor allem auch der Abschied von der Welt und Niko.




tl;dr: OneShot ist schon ein ganz besonderes Spiel. Es kombiniert eine trostlose Welt am Rande des Ruins mit skurillen, charmanten Figuren und Meta-Elementen, die genauso kreativ wie effektiv sind. Es ist ein weiteres Zeugnis dafür, wie man auch mit einfachen Mitteln in richtig coole und unverbrauchte Spiel machen kann. Hat mir sehr gefallen!

Spielzeit: 6:45h
Wertung: 7,5/10